Gemeinsame Erklärung von Friedensaktivisten aus USA, Afghanistan und Deutschland

Krieg löst keine Probleme, weder in Syrien, noch in Afghanistan – Nur politische Lösungen schaffen nachhaltig Frieden

Karl-August und Jutta von Dahl, Otmar Steinbicker, Roy Bourgeois, Foto u. Copyright: Markus Vahle

Aachen, 30.8.2013 – Nach einem gemeinsamen Treffen in der aixpaix.de-Redaktion stellten die Aachener Friedenspreisträger Jutta von Dahl (1988) und Roy Bourgeois (2005) sowie Karl August von Dahl und aixpaix.de-Herausgeber Otmar Steinbicker vor der Presse in Aachen eine gemeinsame Erklärung zu dem drohenden Militärschlag gegen Syrien vor. Diese Erklärung wurde auch vom afghanischen Stammesführer Naqibullah Shorish unterzeichnet.

"Wir, Friedensaktivisten aus den USA, Afghanistan und Deutschland, appellieren in dieser dramatischen Situation angedrohter Militärschläge der USA und anderer Staaten gegen Syrien an die Regierungen unserer Länder, alles zu tun, um die Eskalation von Kriegshandlungen zu verhindern und tragfähige, politische Lösungen für den politischen Konflikt zu ermöglichen.

Militärische Gewalt kann und wird in Syrien keinen Frieden schaffen, sondern nur zusätzlich zu den schon über 100.000 Toten weitere Tote produzieren und Hass und Gewaltbereitschaft auch über die Grenzen dieses Landes hinaus fördern.

Unsere Sorge und Anteilnahme gilt in besonderem Maße den Opfern des Krieges. Dazu zählen die mehr als eine Million Flüchtlinge, die vor allem in den Nachbarstaaten Libanon, Jordanien, Türkei und Irak Zuflucht gesucht haben. Seit der Androhung von Militärschlägen ist diese Zahl um weitere Zehntausende angewachsen. Wer Syrien wirklich helfen will, der sollte diesen Opfern der Gewalt helfen! Ihnen auch nur einigermaßen erträgliche Lebensumstände in den Flüchtlingslagern zu ermöglichen, kostet riesige Summen, aber es wäre eine Investition in Mitmenschlichkeit! Ihnen langfristig zu helfen, hieße Frieden zu schaffen in ihrer Heimat Syrien.

Wir wissen aus eigener, langjähriger Erfahrung, dass Krieg keinerlei Probleme löst, sondern nur bestehende Konflikte verschärft – sowohl innerhalb der Länder, in denen Konflikte gewaltsam ausgetragen werden, als auch dadurch, dass Konflikte auf die Nachbarländer ausgeweitet werden.

Wir sehen die Komplexität des seit zwei Jahren tobenden Bürgerkrieges in Syrien, in den zunehmend ausländische Akteure eingreifen, durch die Entsendung ausländischer Kämpfer, durch Waffenlieferungen oder durch politische Störmanöver. Wenn jetzt auch noch die USA und andere mit Waffengewalt in den Konflikt eingreifen, drohen eine Verschärfung der Kriegshandlungen, eine Ausweitung des bewaffneten Konflikts auf die Region und eine Erschwerung, wenn nicht gar Verhinderung diplomatischer Vermittlungsbemühungen.

Wir sehen die Gefahr, dass der nach wie vor ungelöste Afghanistan-Konflikt nach dem Abzug der NATO-Kampftruppen 2014 in einen Bürgerkrieg münden könnte, der sich auch über Afghanistan hinaus in die Nachbarländer, vor allem nach Pakistan und in die mittelasiatischen Republiken ausdehnen könnte – mit heute unabsehbaren Folgen.

Wir sehen die immensen Gefahren, die dauerhaft das friedliche Zusammenleben der Gesellschaften gefährden, wenn Staaten und Konfliktparteien aus politischen Gründen die religiösen Gefühle von Menschen missbrauchen, um entlang konfessioneller Grenzen bewaffnete Konflikte zu entfachen.

Wir wissen, dass Rüstungsproduktion und Waffenexporte wesentliche Triebfedern für das Anheizen von politischen Konflikten zu bewaffneten Auseinandersetzungen und Kriegen sind. Wir wissen, dass auch die Ausbildung von Soldaten ausländischer Armeen, wie in der „School of the Americas“ in Fort Benning (USA), dazu beigetragen hat und beiträgt, Putsche und Bürgerkriege zu forcieren.

Wir haben uns Zeit unseres Lebens gegen den Krieg engagiert – sei es durch unsere Beteiligung an Demonstrationen und gewaltfreien Protesten gegen einen drohenden Atomkrieg, Rüstungsproduktion und Waffenexporte, sei es durch gewaltfreie Aktionen gegen die Ausbildung ausländischer Soldaten in Foltertechniken, sei es durch direkte und indirekte Vermittlung zwischen Konfliktparteien mit dem Ziel, politische Lösungen zu erreichen.

Wir wissen aus diesen langjährigen Erfahrungen um die Komplexität von Konflikten, aber wir wissen auch dass Frieden möglich ist. Wir wissen ebenso, dass unser persönlicher Einsatz für den Frieden nötig ist und dass wir uns für den Frieden engagieren, solange wir leben. Wir wissen aber auch, dass über unseren individuellen Einsatz hinaus das gesellschaftliche Engagement für den Frieden in unseren Ländern weitergehen und verstärkt werden muss.

Daher werden wir uns auf allen erreichbaren Ebenen dafür einsetzen, dass die Friedensbewegungen unserer Länder und der Welt sich stärker vernetzen, um gemeinsam zu wirken:

• gegen eine militärische Eskalation in Syrien und für eine politische Lösung des Konflikts

• für die Verwirklichung bereits vorhandener greifbarer politischen Lösungen in Afghanistan

• gegen Rüstungsproduktion und Waffenexporte als ökonomische Triebfedern von Konflikten und Kriegen

Roy Bourgeois (USA), Gründer der Friedensorganisation „School of the Americas Watch“, Aachener Friedenspreisträger 2005

Naqibullah Shorish (Afghanistan), Nationaler Stammesführer der Kharoti (rund 3 Millionen Afghanen), Internationaler Sprecher der Nationalen Friedens-Jirga Afghanistans und Vermittler von Geheimgesprächen zwischen ISAF-Offizieren und Talibanführern 2010.Jutta von Dahl, Friedensaktivistin, Mitorganisatorin der Proteste gegen die geplante Stationierung von Cruise Missiles im Hunsrück in den 1980er Jahren, Mitorganisatorin der „Menschenkette für Frieden und Arbeit“ 1984, erste Aachener Friedenspreisträgerin 1988

Jutta von Dahl, Friedensaktivistin, Mitorganisatorin der Proteste gegen die geplante Stationierung von Cruise Missiles im Hunsrück in den 1980er Jahren, Mitorganisatorin der „Menschenkette für Frieden und Arbeit“ 1984, erste Aachener Friedenspreisträgerin 1988

Karl-August von Dahl, Mitorganisator der Proteste gegen die geplante Stationierung von Cruise Missiles im Hunsrück in den 1980er Jahren

Otmar Steinbicker, Herausgeber des Aachener Friedensmagazins aixpaix.de, Mitglied des Kooperationsrates der Kooperation für den Frieden (Zusammenschluss von mehr als 50 deutschen Friedensorganisationen und -initiativen)."


World Wide Web aixpaix.de

Kooperation für den Frieden

Dossier zu Syrien

09.03.2012 - Im Rahmen des Monitoring-Projektes der Kooperation für den Frieden ist ein Dossier zu Syrien erstellt worden. "Dossier V: Syrien zwischen gewaltfreiem Aufstand und Bürgerkrieg". Das Dossier wurde vorgelegt von Christine Schweitzer, Clemens Ronnefeldt, Karl Grobe-Hagel und Andreas Buro. Es befasst sich mit den Hintergründen zu dem Konflikt und macht eine Reihe von Vorschlägen zur friedlichen Beendigung des zunehmend gewaltträchtigen Konflikts.

Das Dossier steht zum Download bereit.

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