Aus Röszke berichtet Michaela Spritzendorfer-Ehrenhauser
Bilder aus dem Stammlager Röszke
Das Flüchtlingslager an der ungarisch-serbischen Grenze

Michaela Spritzendorfer-Ehrenhauser mit einem ehrenamtlichen ungarischen Sanitäter und Klaus Kufner (rechts)
09.09.2015 – Die Spannbreite der Eindrücke über das Flüchtlingslager Röszke an der ungarisch-serbischen Grenze reichen von der beinstellenden Kamerafrau über Pfefferspray-Angriffe durch die Polizei bis hin zu diesen Bildern aus dem Stammlager Röszke, das seit rund drei Jahren existiert.
Die Menschen, die es in die Halle geschafft haben sind bereits „privilegiert“ im Vergleich zu jenen, die in Zelten oder im Freien übernachten müssen.
Essensausgabe. Foto: Michaela Spritzendorfer-Ehrenhauser
Die Essensausgabe gegen 20 Uhr im ungarischen Stammlager Röszke an der serbisch-ungarischen Grenze. Rund 300 Menschen versuchen in Plastikbeutel verpackte Wurstsemmeln und Wasserflaschen zu fangen, die von den Polizisten mit Mundschutz in die Menge geworfen werden.
Frauen setzen ihre Kinder auf die Absperrung in der Hoffnung, das Essen direkt überreicht zu bekommen oder sitzen mit ihren Kindern auf den verdreckten Matten und warten bis ihnen jemand ihre Ration bringt.
Schlafsaal. Foto: Michaela Spritzendorfer-Ehrenhauser
Es gibt keine medizinische Versorgung, zwei ehrenamtliche Sanitäter des ungarischen Roten Kreuzes sitzen und warten in einem leeren Raum im ersten Stock auf Notfälle. Auskunft über die Situation im Lager dürfen sie nicht geben. Der Krankenwagen kann jedoch für Notfälle gerufen werden. Im Sanitätsraum steht lediglich ein kleiner runder Tisch mit 3 Stühlen und Decken. Auf dem Schreibtisch liegen Pflaster, zwei Küchenrollen und ein Stethoskop. An der Wand sind eineinhalb Packungen Klopapier und einige Windelpackungen zu sehen.
Suche. Foto: Michaela Spritzendorfer-Ehrenhauser
Einzelne Menschen versuchen in Kontakt zu treten und halten Pässe oder Schilder mit Telefonnummern und Namen von Vermissten in die Kamera. Ein Vater sucht seinen 14-jährigen Sohn, der von der Polizei mitgenommen wurde. Er hofft, dass die Welt nicht wegsieht und ihm hilft! Das Lager existiert seit rund 3 Jahren, seit Anfang Juli hat der Flüchtlingsstrom stark zugenommen.
Innerhalb von 3 Monaten war es im Lager offensichtlich nicht möglich, eine Essensausgabe menschengerecht zu organisieren.