„Bautzner Friedenspreis“

Die braunen Freunde des Reiner Braun

Screenshot von der Facebook-Seite "Bautzner Frieden"mit Reiner Braun (o.l.) und Thomas Löbnitz (unten Mitte, rechts im Bild)

05.02.2016 – Dass ein Friedenspreisträger einen Friedenspreis annimmt, um dann darüber tunlichst zu schweigen, kommt nicht alle Tage vor. Doch für das Schweigen gibt es triftige Gründe.

Am 30.1. wurde Reiner Braun, seit über 30 Jahren prominent in der Friedensbewegung aktiv, mit dem „Bautzner Friedenspreis“ ausgezeichnet.

Dass kaum jemand diesen ominösen „Friedenspreis“ kennt, sollte nicht verwundern. Zum einen ist die Preissumme mit 150 Euro recht bescheiden, zum anderen wurde er erst zum zweiten Mal verliehen. Im vergangenen Jahr bekam ihn ausgerechnet der inzwischen in der Versenkung verschwundene „Star“ der „Mahnwachenbewegung“ von 2014, Lars Märholz.

Immerhin berichtete die „Sächsische Zeitung“: „Reiner Braun erhielt den Bautzner Friedenspreis für seine Bemühungen, alle friedliebenden Kräfte der Welt unter einem Dach zu vereinen. Das „Urgestein der Friedensbewegung“, wie Laudator Mario Groebe sagte, versuche ständig, das Trennende der verschiedenen Strömungen der Friedensbewegung zu überwinden.“

Dieser Mario Groebe ist allerdings in der schillernden Mahnwachenszene kein Unbekannter. Als Moderator der Bautzner Mahnwache fiel er am 26.05.2014 auf, als er zur Problematik Rechts und Links deutlich erklärte: „Es verbindet uns mehr als uns trennt ... Lasst die unterschwellige Kritik gegen Links, lasst die unterschwellige Kritik gegen Rechts“. Unmittelbar danach bat er einen „Peter“ ans Mikro, dessen Mitarbeit bei der Mahnwache er zuvor ausdrücklich begrüßt hatte. Dieser „Peter“ erklärte dann explizit: „Ich bin bekennender Nationalsozialist“! Die zitierten Aussagen sind in einem aixpaix.deVideo auf youtube festgehalten (ab 20.15 Uhr)

So klar und so offen hatte sich zuvor noch keine der Mahnwachen zur Zusammenarbeit mit Nazis bekannt. Andernorts wurde da lieber ausweichend geredet und eine Distanzierung vermieden. In Bautzen sprach man Klartext.

Dass diese Zusammenarbeit mit Nazis keine Ausnahmeerscheinung war und ist, kann man bis heute auf der Internet-Seite der Montagsmahnwache Bautzen nachlesen. Auf einer eigenen Seite unter der Überschrift „Was war Nationalsozialismus“ wird nach kurzem Vorspann ellenlang aus einer Rede Hitlers vom 30. Januar 1937 – exakt (!) 79 Jahre vor dem Tag der Preisverleihung – zitiert.

Auch die anderen Seiten der Rubrik „Begrifflichkeiten“ haben es in sich. Da wird wie in rechten Kreisen üblich die „Souveränität und BRD“ infrage gestellt und unter dem Stichwort „Was ist Rechts-Links“ festgestellt, dass es keine Definition für die politischen Lager „Links“ oder „Rechts“ gibt. Obendrein wird unter den Stichworten „Novorossija“ und „Wofür steht das Georgsband?“ munter russische Kriegspropaganda verbreitet.

Nun mag die Frage kommen, was der preisstiftende Verein „Bautzner Frieden“ mit der berüchtigten Montagsmahnwache Bautzen zu tun hat? Wer einen Blick auf die Homepages der Mahnwache und des Vereins wirft, wird im jeweiligen Impressum die identische Angabe finden: „Vertreten durch: Rico Hüselitz“.

Prominent stand bei der Preisverleihung rechts neben dem Preisträger ein weiterer in der Szene nicht Unbekannter: Thomas Löbnitz, der sich in Berlin als „Künstler“ ausgibt. Auf seinem Facebook-Profil engagiert er sich nicht nur für den äußersten rechten Rand der Mahnwachen, der unter den Bezeichnungen „Endgame“ alias „Wir sind Deutschland“, sondern ruft auch unumwunden zur Zusammenarbeit mit PEGIDA auf.

Wörtlich schreib er dort: „Gibt es die PERFEKTE Bürgerbewegung in Deutschland? Und kann es die überhaupt geben? ... Montagswachen, Montagsdemo, Endgame, Wir sind Deutschland „Zusammen sind wir stark und Pegida. Lasst sie erst einmal gewähren, ich meine im Speziellen die Pegidaanhänger... Konzentriert Euch auf Eure Arbeit in Eurer Bewegung, wo ihr euch mit einbringen könnt. Wachst mit den Aufgaben, und macht Euch bereit, das es in ferner Zukunft zu einer vereinten Bewegung kommen wird.“ Links zu Videos von PEGIDA-Veranstaltungen in NRW und im Erzgebirge und ein Gespräch mit Pegida-Frontfrau Tatjana Fensterling schließen sich an.

Der Preisträger Reiner Braun hatte über 30 Jahre in verantwortlichen Funktionen in der Friedensbewegung gearbeitet. Noch im April 2014 mitunterzeichnete er die Warnung der Kooperation für den Frieden vor einer Zusammenarbeit mit der im Entstehen begriffenen Mahnwachenbewegung.

Ab dem Sommer 2014 plädierte er plötzlich für eine Zusammenarbeit, sprach selbst auf Mahnwachen und drängte massiv auf einen „Friedenswinter“, der dann mangels Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus der Friedensbewegung kläglich scheiterte. Immer wieder behauptete er, mit Nazis, Reichsbürgern und dergleichen nicht zu tun zu haben. Als Bautzner Friedenspreisträger kann er sich nicht mehr glaubwürdig von Rechts distanzieren. Dass er nicht wusste, wer ihm da den Preis verlieh, nimmt ihm keiner ab.

Ob Thomas Löbnitz jetzt Reiner Braun schon als Redner und Organisator einer „vereinten Bewegung“ mit PEGIDA im Blick hat? Konsequent wäre das.

Otmar Steinbicker


World Wide Web aixpaix.de