Kani Kalonji

Dr. Mukwege Kandidat bei Präsidentschaftswahl in der D.R. Kongo?

27.01.2018

Die Nachrichtenmeldung vom französischen Radio-Sender RFI, den ich an jenem Herbst-Freitag in Deutschland auf meinem Bett sitzend über das Internet hörte, „ertönte“ wie eine Erzählung von einem Hollywood-Spielfilm:

Am Abend des Vortages (Do, 25. Oktober 2012) sei Dr. Denis Mukwege an seinem Wohnsitz in Bukavu (Hauptstadt der Provinz Süd-Kivu) in der D.R. Kongo angegriffen worden. Einer seiner Mitarbeiter sei getötet worden. Des Weiteren habe die Europäische Union ein Flugzeug in die D.R. Kongo entsendet, um Dr. Mukwege ausser Landes zu evakuieren.

Zu dem Zeitpunkt wusste die Öffentlichkeit nichts davon, dass der kongolesische Arzt 2 Jahre später den Sakharov-Preis (auch EU-Menschenrechtspreis genannt) für geistige Freiheit, vom Europäischen Parlament verliehen bekommen würde. Und dass er sogar in der Plenarsitzung des Parlaments in Strasbourg am 26. November 2014 eine Rede halten würde. Eine Rede, in der er die wirtschaftlichen Gründe des Krieges in den Kivu-Provinzen (Osten der D.R. Kongo) anprangerte, und eine europäische Regulierung betreffend die Beschaffung an Bodenschätzen forderte.

Der Chirurg Dr. Mukwege erklärte ferner bei diesem Anlass, die Region in der er lebt, sei eine der reichsten des Planeten..., wo (jedoch) der Leib der Frauen ein wahrhaftiges Schlachtfeld geworden sei, wo Vergewaltigung als Kriegswaffe benutzt wird.

Seit 1996 hat er dort über 40000 Vergewaltigungsopfer behandelt.

Die Region wurde vor ein paar Jahren von der medialen Öffentlichkeit als Welthauptstadt für Vergewaltigung getauft.

Sein Werdegang

Dieser „barmherzige Samariter“ kam 1955 in Bukavu zur Welt. In seinem 2014 erschienenen Buch „Panzi“ verrät Dr. Denis Mukwege, zum Praktizieren der Nächstenliebe sei er von seinem Vater inspiriert worden, der Pastor war, und den er als Kind zu Krankenbesuchen begleitete.

Medizin studierte er in Bujumbura (Burundi), und die erste berufliche Stelle bekam er in Lemera (Provinz Süd-Kivu) in seiner Heimat, der D.R. Kongo, ab 1978.

Später, nach dem Abschluss seiner Spezialisierung in Gynäkologie und Obstetrik in Angers (Frankreich) stand er vor der Wahl: In Europa bleiben und arbeiten oder in die Heimat zurückkehren?

„Wir waren zu ca. 35 Gynäkologen im Dienst in Angers“, erzählt Dr Mukwege in einem Interview. „...Und wenn ich daran dachte, dass wir dort zu 35 waren und, dass es in Lemera keinen gab, empfand ich das als ungerecht, in Frankreich zu bleiben. Ich empfand ein gewisses Verantwortungsgefühl, zurückzukehren.“

1989 war er also zurück im Osten der D.R. Kongo. Ab Mitte der 1990er Jahre wurde die Region von bewaffneten Konflikten heimgesucht. Zu dieser Zeit gründete er seine Klinik („Panzi“) in Bukavu, mit Hilfe von schwedischen und britischen Hilfsorganisationen und der Europäischen Union.

Ein engagierter Bürger

Heute ist Dr. Denis Mukwege eine der angesehensten Persönlichkeiten der Welt. Neben seinem Beruf als Arzt ist er ein engagierter Bürger, und setzt sich mit den Ursachen der tragischen Lage seines Landes auseinander:

In seinem Interview bei RFI im September 2017 z. B. drückte er sich der kongolesischen Regierung ggü. kritisch aus, und vertrat die Ansicht, das Volk müsse aufstehen, damit die Wahlen abgehalten werden. Des Weiteren lud er die UN-Friedensmission (u. die internationale Gemeinschaft) in der D.R. Kongo ein, die Bevölkerung bei Demos gegen die tödliche Repression der Regierung zu schützen.

Dr. Mukwege forderte schliesslich mehr Engagement seitens Frankreich u. der frankophonen afrikanischen Staaten in die kongolesische Krise, nach dem Beispiel des Falles "Gambia" Anfang 2017; als die Drohung der militärischen Option den Präsidenten zur Einsicht brachte.

Bisher weist Dr. Mukwege von sich, politische Ambitionen zu haben. Und das obwohl nicht wenige Kongolesen ihn äusserst gerne als Präsidentschaftskandidat sehen würden.

In der D.R. Kongo ist die verfassungsmässige Amtszeit des Präsidenten Joseph Kabila Seit Ende 2016 abgelaufen, jedoch weigert sich letzterer zurückzutreten angesichts seines Versäumnisses die Wahlen zu veranstalten. Auf Druck der Opposition wurden die für Dezember 2016 fälligen Wahlen zunächst für Ende 2017 versprochen. Und schliesslich nun für Dezember 2018.

Bei Demos gegen die Regierung Sylvester 2017 sind 8 Menschen ums Leben gekommen; etwa 100 wurden verhaftet. Ein weiterer landesweiter Demo-Tag am 21. Januar 2018, zu dem derselbe Veranstalter (eine von den kongolesischen Bischöfen unterstützte Organisation katholischer Laien) aufgerufen hatte, endete mit der Meldung von 6 Toten un ca. 60 Verletzten, laut dem UN-Radiosender in der D.R. Kongo „Radio Okapi“.

Dr. Denis Mukwege ist Träger vieler weiterer Preise, darunter des Menschenrechtspreises der Vereinten Nationen 2008.

2015 erschien ein Dokumentarfilm über ihn; auch mit englischem Untertitel erhältlich, mit dem Titel „The Man who mends women“. Zu Deutsch: Der Mann, der Frauen heilt.

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