Aachener Friedenspreisträger Walter Herrmann

Rückkehr auf die Domplatte

Walter Herrmanns Stand mit der von ihm präsentierten Karikatur

03.03.2010 - Köln. – Die Staatsanwaltschaft Köln sieht keine Volksverhetzung in der Pappwände-Installation zum Nahost-Konflikt am Dom und hat den Vorwurf des Antisemitismus zurückgewiesen.

Walter Herrmann hat sich in einer schriftlichen Erklärung von der Aussage der umstrittenen Karikatur distanziert, die mehrere Monate an seiner Klagemauer am Dom gehangen hat. Ich stimme nicht mit der Bildaussage der antiisraelischen Karikatur überein, vielmehr distanziere ich mich von ihr, da sie als antisemitisch aufgefasst werden kann, so Herrmann, der sich in den letzten Wochen massiver Kritik ausgesetzt sah. Bei der Staatsanwaltschaft waren mehrere Anzeigen wegen Volksverhetzung eingegangen.

Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung

24.02.2010 - Köln. – Die Papptafeln zum Nahost-Konflikt an der Klagemauer am Dom sind nicht mehr zu sehen. Der Betreiber der Klagemauer am Dom, der Aachener Friedenspreisträger Walter Herrmann, hat offenbar auf ein laufendes Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung reagiert. Vor allem eine geschmacklose "Karikatur", auf dem ein Israeli ein palästinensisches Kind mit Messer und Gabel zerstückelt, um es zu essen, hatte für massive Kritik gesorgt.

Wie der Kölner Stadtanzeiger berichtet, haben sich die Stadtratsfraktionen der Linken, Grünen und FDP von Herrmann distanziert. Man sehe hier den Straftatbestand der Volksverhetzung erfüllt, heißt es bei der Linke-Fraktion. Die FDP teilt mit, sie halte die Karikatur für unerträglich.

Pressebericht Kölner Stadtanzeiger

Ausweichen beim Verein Aachener Friedenspreis

aixpaix.de hat den Vorstand des Vereins Aachener Friedenspreis vergeblich um eine Stellungnahme gebeten.

Gegenüber den Aachener Nachrichten erklärte der Vereinsvorsitzende Karl Heinz Otten auf Nachfrage zum Vorgehen Walter Herrmanns: Was er jetzt macht, ist nicht in Ordnung.

Pressebericht Aachener Nachrichten

aixpaix.de distanziert sich entschieden von dieser Aktion Walter Herrmanns

Kritik an der israelischen Politik gegenüber den Palästinensern ist bitter nötig, Aber solch geschmacklose Karikaturen sind dazu überhaupt nicht geeignet. Sie helfen vielmehr denjenigen, die eine ernsthafte Debatte über israelische Kriegsverbrechen in Gaza, wie sie im Bericht des UN-Ermittlers Richard Goldstone dokumentiert sind, verhindern und durch eine Debatte über Antisemitismus ersetzen wollen."

Otmar Steinbicker

Aachener Friedenspreisträgerin Gila Svirsky, Frauen in Schwarz (Israel)

Gila Svirsky. Foto: Gerd Greune (aixpaix.de)

Gila Svirsky, die Vorsitzende der israelischen Friedensorganisation "Frauen in Schwarz" (Aachener Friedenspreisträgerin 1991) distanziert sich gegenüber www.aixpaix.de von der von Walter Herrmann gezeigten Karikatur:

Meiner Ansicht nach muss Kritik an Israel klar und deutlich, stark und von einem Standpunkt der moralischen Integrität aus formuliert werden. Diese Art von Karikatur ist mit ihrem Vorwurf in der Sache ungerecht und kann nur Antisemitismus schüren und von der Debatte ablenken.

Gila Svirsky ist Autorin des Aachener Friedensmagazins aixpaix.de.

Aachener Friedenspreisträgerin Roni Hammermann,
Machsom Watch (Israel)

Roni Hammermann. Foto: Michael Klarmann

Roni Hammermann, die 2008 für die israelischen Frauenorganisation Machsom Watch den Aachener Friedenspreis in Empfang nahm, zeigt sich gegenüber aixpaix.de schockiert von der von Walter Herrmann ausgestellten Karikatur:

Ich war unglaublich schockiert eine Karikatur an der Klagemauer in Köln, betrieben von Walter Herrmann zu sehen, auf der ein palästinensisches Kind von einem Juden mit Messer und Gabel zerstueckelt wird.

Was will Walter Herrmann mit dieser Karikatur und anderen Greuelbildern erreichen? Will er die Zuschauer dieser Ausstellung dahingehend manipulieren, dass sie unreflektierte Hassausbrüche auf Juden und Israeli bekunden?

Wir israelische Juden, die die Regierungspolitik von Israel scharf kritisieren und gegen sie auf vielen verschiedenen Wege protestieren, müssen eine solche Demonstration von rohem Antisemitismus ganz strikt ablehnen.

Wir nehmen uns das Recht die brutale Militärattacke Israels gegen Gaza zu verdammen und zu fordern, dass im Sinne des Goldstone-Berichts eine unabhängige Ermittlung geführt wird, damit wir erfahren, wie es zu so entsetzlich vielen Opfern unter der Zivilbevölkerung kommen konnte und warum die Zerstörung so total war. Dieser Krieg war das Ergebnis einer geplanten vorsaetzlichen Politik um die Hamas in Gaza "endgültig" zu brechen, zu besiegen und diese Tatsache muss verurteilt werden.

Wer sich aber nicht an die Fakten hält, die als solche schon genug empörend sind, sondern mit trüben Gefuehlen manipuliert, schlittert schnell in einen Abgrund von Hass, der ihn als unglaubwürdig ausweist. Ich glaube, wir müssen rechtmässige Kritik an einer Regierung und den Gebrauch von blindem irrationalem Hass sehr klar auseinanderhalten.


World Wide Web aixpaix.de

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Krieg ist die ultima irratio

Das Afghanistan-Desaster der NATO zeigt ebenso wie andere Militäraktionen, dass Kriege heute kaum noch gewinnbar sind. Zu glauben, man könne damit Probleme lösen, erweist sich immer häufiger als tödliche Illusion.

Zivile Konfliktbearbeitung dagegen kann Bürgerkriege beenden. Der Aachener Karlspreisträger Andrea Riccardi hat das in Moçambique eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Krieg hat aufgehört, "ultima ratio" zu sein, Krieg wird immer deutlicher zur "ultima irratio".

So ist es ein wenig still geworden um die vor wenigen Jahren noch hochgepriesenen Auslandseinsätze der Bundeswehr. Ihre Perspektive steckt in der Sackgasse Afghanistan. Längst sind die Generale kleinlaut geworden, geben offen zu, dass ihre Fähigkeiten begrenzt sind, dass Militär keinen Frieden schaffen kann. Allenfalls Zeit gewinnen, damit Politik Frieden schaffen kann, lautet jetzt ihre Devise.

Die offenkundige Krise militärischer Möglichkeiten stärkt die Chancen für eine neue Sicherheitsdebatte, mit dem Ziel, ernsthaft den Krieg zu ächten. Der Schlüssel liegt in der von einem der Obama-Vorgänger, Woodrow Wilson, während des Ersten Weltkrieges entwickelten Konzeption der kollektiven Sicherheit. Dabei geht es darum, nicht die Sicherheit einzelner Staaten auf Kosten anderer Staaten, sondern die Sicherheit aller Staaten gemeinsam zu gewährleisten. Der Krieg muss als gemeinsame Gefahr für alle aufgefasst werden, der die Interessen der gesamten Gemeinschaft berührt". Sicherheit wird damit als unteilbar betrachtet.

Otmar Steinbicker